Literarische Kostproben

Geburtstagsgedicht

Gedicht für meinen Bildhauerkollegen Ernst Wirtl zum 80. Geburtstag

Prolog

Komm her mein Bleistift, spitze dich!
Ja spricht er, Dichter, nütze mich!
Auch du, Papier, halt gründlich fest
was dir der Bleistift überlässt.
Ich halte, sagt es, mach du den Rest !
Come on as well, auf geht’s tummel tummel
du auch, geliebter Ratzefummel!
Los geht es Geist, der du ungenützt
Lang gnua scho do beim Frühstück sitzt
Trink aus, räum ab nun endlich, mache
sprungfertig dich, zur guten Sache !
Auch du raus aus’m Bett jetzt, Fantasie
Ich weiß, du magst nur da und hie,
jedoch hier kannst du dich nicht wehren
s geht um den Ernst, zu seinen Ehren
gibt jeder Saft, Preis, Geist, Herz dazu
Herd, Kühlschrank, ja`, und... Hand, auch du !
Vereint schaffen in froher Pflicht
wir das Gloria et Jubilate Gedicht!

Hauptteil

Der Ernst er lebe hoch, das macht sich
zum Einritt gut, reimt auch auf achtzig
und frisch gewagt und auch getraut:
Vivat Ernesto, du gute Haut
die gute Haut, wiewohl von Falten
gestaltet, wie gut hat sie sich g’halten
und ist vor allem frisch geblieben
von innen her, bedenkt es ist halb sieben
andere auf unserem Lebensritt
machen schon seit halb drei nicht mehr mit
Wie schafft Ernst das, ist’s Tücke? List?
dass er kein Pensionist noch ist?
immer noch Sachen wild vollführt
und täglich Weiber modelliert?

Im Maul nicht faul, im Hirn noch spitz
stets hat der Witz da noch sein Sitz?
Nie war ein Ausbund er an Tugend
immer nach Lust und Listen lugend –
und doch blieb er stets am Pfad der Jugend!`
Ein Lebemann, der auch noch raucht
Und beinah völlig unverbraucht !?!??
Wie ist das möglich kann das sein ?
Dringen wir ins Geheimnis ein
erwägen wir zum Jubiläum
die Einzelteile im Ernst Museum
und schätzen mutmaßend und entfalten
die Thesen: Was hat ihn frisch gehalten?

Freilich sagt jeder, er blieb jung
die weil die Kunst verlieh im Schwung!
Ach ja die Kunst, lang ist sie und nur kurz das Leben
die Kunst ist ein dauerndes Schweben
auf dreibeinigem Pferd ein Ritt
ein Moor, ein Moos, kein fester Tritt
gestern für gut befunden schon
heut fliegt Gestalt und Sinn davon
heute voll Saft bis in die Hoden
morgen schon wieder ohne Boden
Kunst ist wie Laterne ohne Licht
hält sie dich jung, --- sie tut es nicht?

Was ist dann seines Elans Brevier?
Ist es das Augustiner Bier?
Freilich dies gar edel Getränk
ein höllisch himmlisches Geschenk
macht feurig dich, geil, sanft und mild
bedachtsam, hochmütig und wild
jedoch am Etikett der Pater
vorn drauf, du merkst’s früh oder spater
stets wertneutral predigt er der Leber,
ist manchmal wohl Ideengeber -
doch, Augustiner, ein Jugendsaft ???
der hilft dass man nicht ganz erschlafft??
Nein, höchstens macht es dich mal schwanken
das ist das einzige, was wir ihm danken.
Denn, es schwankt sich, sein wichtigster Anteil dabei
weitaus schöner als wie vom Löwenbräu!

Hält vielleicht frisch, was i grad sieh
den Ernst seine Pyromanie?
Nein, ein Zündler lebt normal nicht länger
kurz is’ oft’s Leben vom Ofensprenger
auch andere tolle Explosionen
konnten Leib, Haut und Haar nicht schonen
so dass Jugendfrische per Pyromanie
dem Ernst man ja beinah niemals nie
bestätigen kann ! Nein, Minz und Maunz die Katzen
erheben ihre Tatzen
und drohen mit den Pfoten
Ernst das sind gefährliche Schoten !
Bleib feurig, männlich, ja doch,- gern
doch haltet ihn vom Ofen fern!
Hält Ernst`s Frische an, weil er so sparsam?
Sei letzt erworbene Hose? War’s am
Vorabend, als er nach Ägypten fuhr
Als er eigentlich bloß wegen der Hitz nur
und wegen dem vielen Sand
a Sommerhose no geschwind erstand?
Jawohl, so war’s und seit der Zeit
hat er gekauft sich weder Kleid
noch Jacke, Schuhe, Mütze, Schal
er nützt das alte allzumal
die Stiefel mit Pattex gepabbt
hod er scho in da Tengstraß ghabt
Anorak blau, blau seine Mütze
auch seit Jahrzehnten schon seine Stütze.
Seine Rollkragen viel älter gar
waren Werbemaßnahmen vom Priesterseminar
die Jacke zeitlos dunkelgrau
die hat er jetza, genau
seit ca. 29 Jahr
als Helmut Schmidt noch Kanzler war !
Mit Textilgeschenken weiß er nix anzufangen
die werden jahrelang abgehangen
so dass vom 75er her
da noch an neue Jacke wär
die er bis heute, sozusagen
nicht einmal hat gar warm getragen. !!

Freilich bei Garderobesortiment aus 40 Jahr
da läuft man aber auch nicht Gefahr
dass man mal aus der Mode wär,
denn alles kommt ja mal wieder daher !
Schlaghose, Rollkragen, Cord, Popelin
sind zyklisch immer wieder in
und man hat sie wieder gehabt.
Modisch ist heut auch „abgeschabt“
so dass Ernst modisch, immer elegant,
teils zufällig, aber am neuesten Stand
klamottenmäßig cool und in is,
was für ihn vom Sex Appeal her schon ein Gewinn is
so dass wir, mit behenden Tuten,
eine Frischequelle da vermuten!

Nebst dem dazu täglichen Austriatreff
im Hubertusweg bei ORF
die tägliche Heimatinfusion
zwei Reval aus vom Lederthron !!
Bleibt Ernst jung weil er zur Heimat späht
ZIB 2, Seitenblick und Barbara Rett?

Nein, er hält’s nicht durch, zu seinem Schaden
er wechselt zu oft auf die Privaten
Was Brutales muss er sich geben
Aktion Blut, gegriffen echt aus dem Leben
Sidhi muss gehen ob du mein Mann
was schaust du für an Schwachsinn an!!
Die Frischzellenkur täglich verödet
Fernsehmix, selbst mit ORF, verblödet !!
Wenn du je gealtert bist, Ernst, die These möchte ich mir trauen
dann vom unkontrollierten Ferseh’n schau’n!
man muss ned hinschau’n aber man kann
das hast du viel zu oft getan!

Freilich zum Schluss jetzt fällt’s mir ein
das muss des Bosses Jungbrunnen sein
das hält ihn jugendlich im Sinn
es ist sein täglicher Lotti-Gewinn
da tippt er richtig und tippelt er tüchtig
diese Ergehungen die sind wichtig !
Lotti mit der täglich am Gehen is
die zeigt ihm was das Weltgescheh’n is !
Das Leben ist eine Achterbahn
in die man schon einsteigen kann
jedoch auch dann, alles was recht is
auch wieder aussteigen, vor’s ei’m schlecht is !!
Solche Weisheit zwischen Peiting und Hohenfurch
die sprechen Ernst und Lotti täglich durch
das erhält seine Frische – Kindheit trifft Alter !!
Wir sind Schmetterlinge wir sind Falter
und daraus ergibt sich nur ein einziger Sinn
da ist eine Blume, da setz ich mich hin!

Epilog

Es is a Spruch scho immer gwes
wer trinken will, braucht a Gefäß,
wer solchiges vor sich sieht stehn
erhebe es jetzat zum Geschehn.
Lieber Ernst wie’s halt so geht
Vorbei is mit der Pubertät
Prosit sein Glas jeder ergreife
wir trinken auf die Zeit der Reife!

© Richard Gruber 2003

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